Nachfolgemonitor: Demografischer Wandel trifft auch das Handwerk
Der Generationenwechsel schreitet auch im Handwerk immer stärker voran: Dies zeigt eine Sonderuntersuchung des Nachfolgemonitors, der auf der Internationalen Handwerksmesse IHM in München vorgestellt wurde.
Obwohl die Anzahl der Nachfolgen im Jahr 2021 im Vergleich zu den Vorjahren angestiegen ist, dürften sich insbesondere für Handwerksbetriebe mit geringen Betriebsgrößen die Chancen verschlechtern, künftig attraktive Verkaufspreise zu erzielen oder eine Käuferin oder einen Käufer zu finden. Hintergrund dafür sind der demografische Wandel und die Corona-Pandemie.
Derzeit verlaufen zwei Drittel aller Übernahmen im Handwerk wirtschaftlich erfolgreich. Mehr als die Hälfte der Übernehmenden konnte sogar die Umsätze der erworbenen Betriebe steigern. Dies gelang insbesondere den Nachfolgerinnen: Auf Unternehmerinnen entfallen im Handwerk 16 % der Übernahmen verglichen mit 22 % über alle Branchen hinweg. Handwerkerinnen wirtschaften im Durchschnitt jedoch erkennbar solider, stetiger und nachhaltiger als die männlichen Meister.
Wichtige Aspekte von Unternehmensnachfolgen im Sinne einer ökonomischen Nachhaltigkeit sind die Übergabe und Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie der Erhalt regionaler Wirtschaftskraft. Wie die Untersuchung zeigt, wurden in den Jahren 2019 bis 2021 rund 44.176 Arbeitsplätze gesichert und rund 4.916 neu geschaffen.
„Neben Neugründungen sind es insbesondere erfolgreiche Betriebsübernahmen, die die attraktiven Ausbildungs- und Arbeitsplätze sowie wertvolles Know-how bewahren helfen. Bei rund 125.000 anstehenden Betriebsübergaben in den kommenden fünf Jahren allein im Handwerk ist es längst nicht mehr ein rein persönliches Unterfangen, eine erfolgreiche Nachfolge für den Betrieb zu organisieren, sondern es ist angesichts dieser Größenordnung von gesamtwirtschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz“, betonte Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH).
„Eine Unternehmensnachfolge ist ein komplexes Vorhaben. Die derzeitigen konjunkturellen Unsicherheiten, wie der Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie, erfordern noch mehr Planungen und Verhandlungsgeschick. Das Handwerk ist auch künftig auf kreative und innovative Übernehmerinnen und Übernehmer angewiesen, die mit erfolgreichen Betriebsüber-nahmen den notwendigen Strukturwandel vorantreiben“, erläutert Dr. Michael Munsch, Vorstand der Creditreform Rating AG.
„Eine große Herausforderung für das Handwerk ist der demografische Wandel: Neben dem Fachkräftemangel zeigt sich dieser vor allem bei den Betriebsnachfolgen: Immer mehr Betriebe suchen aus Altersgründen geeignete Nachfolgerinnen und Nachfolger – die Zahl der potentiellen Übernehmerinnen und Übernehmer wird jedoch immer geringer,“ so der wissenschaftliche Leiter der Studie Prof. Dr. Holger Wassermann von der FOM Hochschule.
„Rund ein Drittel der von uns geförderten Vorhaben sind Unternehmens-nachfolgen. Für den Kauf eines etablierten Unternehmens müssen Übernehmerinnen und Übernehmer neben einem stichhaltigen Konzept auch finanzielle Sicherheiten vorweisen. Die Bürgschaftsbanken sind dabei verlässliche Partner für eine Risikoentlastung, fördern damit aktiv den Generationswechsel und ermöglichen so eine Finanzierung auch in schwierigem Umfeld“, so Guy Selbherr, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB).
Weitere interessante Ergebnisse zeigt die Sonderausgabe Handwerk des Nachfolgemonitors, den der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB), Creditreform Rating und die FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinsam erstellt und am 6. Juli 2022 im Rahmen einer Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht haben. Für die Sonderausgabe wurden Übernahmen aus den Jahren 2014 bis 2021 untersucht.
Quelle: Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
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