27. März 2023 Allgemein Handwerkspolitik News

Exzellenzinitiative Berufliche Bildung

Die vom BMBF angekündigte Exzellenzinitiative Berufliche Bildung bietet die Chance, die Attraktivität beruflicher Bildungs- und Karrierewege zu steigern und die Gleichwertigkeit der Bildungsbereiche herzustellen. Das Handwerk schlägt dafür konkrete Bausteine vor, darunter eine verbesserte Förderung beruflichen Aufstiegs, eine deutliche Stärkung der Begabtenförderung, die Schaffung von Praxis-Exzellenzzentren (Akademien der Höheren Berufsbildung) und die Stärkung des internationalen Austauschs von Auszubildenden.

Hintergrund

Nur durch eine ausreichende Zahl hochwertig qualifizierter Fachkräfte des Handwerks kann die Transformation in Deutschland zu mehr Klimaschutz, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund der Digitalisierung und des technologischen Wandels gelingen. Doch in den letzten Jahren blieben im Handwerk jeweils rund 20.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Jeder zweite Handwerksbetrieb, der Auszubildende suchte, konnte im Jahr 2022 keinen Ausbildungsplatz besetzen. Die zunehmende Anzahl unbesetzter Ausbildungsstellen führt dazu, dass zum einen künftig benötigte Fachkräfte nicht qualifiziert werden und zum anderen Karrierechancen nicht realisiert werden können. Welche Bildungs- und Karrierewege die notwendigen Voraussetzungen etwa zur Umsetzung der ökologischen und digitalen Transformation schaffen, ist teilweise aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein und damit auch aus dem (bildungs-)politischen Fokus gerückt. Es muss deutlich gemacht werden, dass der berufliche wie der akademische Ausbildungsweg gleichermaßen dazu führen, erfüllende und anspruchsvolle Berufe auszuüben und Karrieren zu ermöglichen. Das erfordert eine Bildungswende. Diese Bildungswende muss darauf ausgerichtet sein, die Exzellenz der Beruflichen Bildung zu stärken und transparent zu machen.

Ziele des Handwerks

Aus Sicht des Handwerks muss eine Exzellenzinitiative für die berufliche Bildung vor allem eine angemessene Exzellenzförderung hochwertiger Qualifikationsangebote in der beruflichen Bildung zum Ziel haben. Dadurch sollen

  • die Attraktivität der beruflichen Bildung gesteigert,
  • die Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung gestärkt,
  • exzellente Karrierewege und Aufstiegsmöglichkeiten verdeutlicht,
  • die Innovationsfähigkeit der Lernorte und der Handwerksbetriebe gestärkt
  • und die Auslandsmobilität von Auszubildenden erhöht werden.

Vorschläge des Handwerks

Eine Exzellenzinitiative für die berufliche Bildung muss so konzipiert werden, dass sie vor allem die Versorgung der Wirtschaft mit Führungs-, Unternehmens- und Spezialistennachwuchs sichert, durch

  • Gleichwertigkeit als Voraussetzung für die Exzellenz: In einem Gesetz zum Deutschen Qualifikationsrahmen ist die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung festzuschreiben.
  • Transparenz als Instrument der Exzellenz: Die berufliche Orientierung muss insbesondere in der gymnasialen Oberstufe die berufliche Aus- und Weiter-bildung als Alternative zum Hochschulstudium in den Blick nehmen.
  • Exzellenz durch Internationalität: Neben der Stärkung des Netzwerks der Mobilitätsberatenden bei den Kammern („Berufsbildung ohne Grenzen“) muss die berufliche Bildung durch die Etablierung eines Deutschen Beruflichen Austauschdienstes (DBAD) gestärkt werden.
  • Exzellenz durch Aufstiegs- und Begabtenförderung: Die Weiterentwicklung des Aufstiegs-BAföG muss die Teilnehmenden bei den Kurs- und Prüfungsgebühren entlasten sowie die regelhafte Förderung einer zweiten Fortbildung pro Fortbildungsstufe ermöglichen. Das Weiterbildungsstipendium muss durch die Vergabe von deutlich mehr Stipendien ausgebaut werden.
  • Schaffung von Praxis-Exzellenzzentren (Akademien der Höheren Berufsbildung): Die Weiterentwicklung bestehender Bildungseinrichtungen durch hochwertige Lernortentwicklung kann den für Betriebe erforderlichen Inno-vations- und Technologietransfer gewährleisten.

Die Bundesregierung muss nun zeitnah die angekündigte Exzellenzinitiative umsetzen und die erforderlichen Mittel bereitstellen. Gemeinsam mit allen Akteuren der beruflichen Bildung muss dafür ein der hochschulischen Exzellenzstrategie gleichwertiges Konzept entwickelt werden, das die oben genannten Bausteine umfasst.

Quelle: Zentralverband des Deutschen Handwerk (ZDH)

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