31. Bundestagung Wetzlar 6. – 7. Mai 2024
Die 31. Bundestagung der Kreishandwerkerschaften fand vom 6. bis 7. Mai 2024 in Wetzlar statt. An der Tagung nahmen rund 120 Personen teil, darunter 24 Ehrenamtliche und 81 Hauptamtliche Vertreter aus 71 Kreishandwerkerschaften sowie 8 externe Referenten.
Die Veranstaltung wurde von Rolf Meurer, Präsident des Bundesverbandes der Kreishandwerkerschaften (BV-KH), eröffnet. Er begrüßte die Teilnehmer und hob die Bedeutung des Handwerks als wesentlichen Bestandteil der deutschen Wirtschaft hervor. Manfred Wagner, Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar, sprach in seinem Grußwort über die historische und kulturelle Bedeutung Wetzlars und erinnerte an die handwerkliche Tradition der Stadt, insbesondere durch das Erbe von Ernst Leitz und die Lehrzeit von August Bebel.
Rolf Meurer berichtete über die zunehmende politische Aktivität des BV-KH, insbesondere im Zusammenhang mit dem Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz. Der Verband hat seine Kritik erfolgreich gegenüber dem federführenden Ministerium und den Bundestagsfraktionen eingebracht und positive Resonanz aus der eigenen Mitgliedschaft erhalten. Auch die Regionalkonferenzen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) wurden intensiv begleitet, um die Interessen der Kreishandwerkerschaften zu vertreten.
Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler, thematisierte in seinem Vortrag die finanz- und steuerpolitischen Herausforderungen und Chancen. Er betonte die Notwendigkeit einer Reform der Einkommenssteuer und einer effizienteren Ausgabenpolitik des Staates.
Dr. Thomas Günther, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Köln, stellte die neue Mustersatzung für Innungen vor. Eine überwältigende Mehrheit der Teilnehmer sprach sich für die Entwicklung eigener Mustersatzungen durch die Kreishandwerkerschaften aus. Die Innungs-Mustersatzung des BVKH soll im Herbst als offizielle Satzungsempfehlung verabschiedet werden. Dirk Egner, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaften Mainz-Bingen und Alzey-Worms, präsentierte die Aktivitäten des Arbeitskreises Image & Medien und die Mitarbeit bei der „Aktion Modernes Handwerk“ in Berlin. Jens Huchthausen, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Borken, berichtete über die Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung, insbesondere die Testphase der neuen Softwarelösung Orderbase.
Die Landesverbände berichteten über ihre Aktivitäten und Herausforderungen. In Hessen wurden unter anderem der Ehrenamtsworkshop und das Projekt „Die Zukunftsfähige Berufsschule“ thematisiert. In Nordrhein-Westfalen forcieren die Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaften den informellen Austausch. In Rheinland-Pfalz wurde über den Parlamentarischen Abend und die Handwerkskonferenz berichtet. In Schleswig-Holstein wurde über die Berufsschulstandorte und die Fusion der nordfriesischen Kreishandwerkerschaften gesprochen. In Baden-Württemberg steht die Verbreitung der KI „Crafty“ von der Kreishandwerkerschaft Böblingen im Fokus. In Niedersachsen-Bremen wurde über die Umbenennung des Landesverbands und die geplante Regionalkonferenz berichtet. In Mecklenburg-Vorpommern wurde über die Regionalkonferenz Nord-Ost. In nahezu allen Landesverbänden wurde über das Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz gesprochen.
Markus Nacke, Geschäftsführer der HAWIS GmbH, stellte neue digitale Lösungen für die Kreishandwerkerschaften vor, darunter ein digitales Prüfungsmodul und eine eigene Lösung zur Arbeitszeiterfassung. Diese Angebote sollen die Digitalisierung der Handwerksorganisationen weiter vorantreiben und Kreishandwerkerschaften neue Dienstleistungen ermöglichen.
Prof. Dr. Michael Guckert von der Technischen Hochschule Mittelhessen präsentierte Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Handwerksorganisation. Besonders hervorgehoben wurde die Nutzung von verschiedenen Tools zur Effizienzsteigerung in der Verwaltung.
Prof. Dr. Detlef Sack von der Universität Wuppertal stellte in seinem Vortrag Strategien zur Stabilisierung der Innungen angesichts ihrer aktuellen Herausforderungen vor. Er erläuterte verschiedene Ansätze, die je nach spezifischer Situation der Innungen angepasst werden müssen, und betonte die Bedeutung des persönlichen Engagements der Beteiligten.
Prof. Dr. Dr. Markus Thiel von der Deutschen Hochschule der Polizei präsentierte die Grundzüge des Gebührenrechts der Handwerksverbände. Er stellte fest, dass Innungen Gebühren auch von Nichtinnungsmitgliedern erheben dürfen, wenn diese tatsächlich eine angebotene Leistung in Anspruch nehmen. Es gibt klare abgabenrechtliche Vorgaben für die Berechnung und Erhebung der Gebühren, die an bestehende Ausbildungsverhältnisse anknüpfen müssen.
Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), berichtete über die politische Arbeit des Verbands. Er betonte die Notwendigkeit, den Zusammenhalt im Handwerk zu stärken und die Interessen des Handwerks auf politischer Ebene zu vertreten. Dittrich sprach über regionale Themen wie Stadtplanung und Berufsschulen sowie den Gesetzesentwurf zum Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz, der noch Nachbesserungen bedarf. Im Anschluss fand eine Fragerunde statt, in der die Teilnehmer Fragen zu den angesprochenen Themen stellen und diskutieren konnten.
Ein wichtiger Programmpunkt war die Verabschiedung von Dr. Thomas Günther, der fünf Jahre als Geschäftsführer des BV-KH tätig war. Präsident Rolf Meurer würdigte seine Verdienste, darunter die Umwandlung der BAG in den BV-KH und die Gründung des Arbeitskreises Organisation und Recht. Dr. Günther bleibt dem Verband als Leiter dieses Arbeitskreises erhalten.
Rolf Meurer bedankte sich bei allen Teilnehmern der 31. Bundestagung für ihre Zeit und den Austausch. Er kündigte die nächste Bundestagung für den 11. bis 13. Mai 2025 in Paderborn, Nordrhein-Westfalen, an und bat die Teilnehmer, sich diesen Termin vorzumerken.
Foto: Präsident Rolf Meurer und Geschäftsführer Sebastian Hoffmanns mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der 31. Bundestagung
Fotograf: Markus Niestroj